Konstruktivistische und transmissive Überzeugungen von Referendar/-innen

Im Rahmen des aktuellen Forschungsprogramms zur professionellen Kompetenz ist eine Teilstudie zu den Überzeugungen bei 266 Referendar/-innen am Ende ihrer Ausbildungszeit entstanden.Bei lehr-lern-theoretischen Überzeugungen lassen sich transmissive und konstruktivistische Vorstellungen der Lehrkräfte unterscheiden. Eine kognitiv-konstruktivistische Perspektive versteht Wissenserwerbsprozesse zunächst als „aktive, weitgehend selbstgesteuerte Konstruktionsleistung der Lernenden“. Dieser Perspektive liegt ein schülerorientiertes Lehr-Lernverständnis zugrunde, das Lernen als aktiven und selbstgesteuerten Prozess charakterisiert. Wissen stellt das Ergebnis subjektiver Konstruktionsprozesse dar, für die Lehrpersonen lediglich geeignete Lerngelegenheiten bereitstellen und ein geeignetes Feedbackverhalten zeigen. Die Lehrperson vermittelt dann nicht in einem einseitigen Prozess Wissen, sondern schafft Lernumgebungen, die die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler anregen und unterstützen. Transmissive Überzeugungen sehen Lernen als Weitergabe von Wissen an. Nach diesem Verständnis herrscht ein einseitiger Prozess der Informationstransmission durch die Lehrkraft vor. Die Schüler/-innen sind mehr oder weniger passive Rezipienten. Beide Richtungen der Überzeugungen sind als Extreme zu verstehen.

Selbstwirksamkeitserwartungen bilden sich sehr früh heraus, werden an der Universität und im Lehrerseminar gefestigt und bearbeitet. An diesem Punkt ist die befragte Gruppe der Referendar/-innen in ihrer Berufsbiographie angelangt. Die Erwartungen haben Konsequenzen für den eigenen Wissenserwerb und die Unterrichtsgestaltung. Sie erweisen sich als relativ veränderungsresistent und handlungsleitend. Überzeugungen der Lehrkräfte strukturieren die Begegnung mit den Schüler/-innen im Unterricht vor.

Ergebnisse: Wie schon bei den Politiklehrer/-innen (Weschenfelder, 2013) zeigen sich auch bei den Referendar/-innen im Fach Politik transmissive und konstruktivistische lehr-lerntheoretische Überzeugungen. Die beiden Dimensionen lassen sich hier in übergeordnete Faktoren integrieren. Der mittlere negative Zusammenhang zeigt auf, dass Referendar/-innen zwar zu einer der beiden Seiten tendieren, jedoch keine vollständig konsistenten Überzeugungsmuster aufweisen. Eigenaktive Lernformen (konstruktivistisch) und Lehrerinput (transmissiv) können je nach Lernziel eingesetzt werden. Die Subdimensionen der Selbstwirksamkeitserwartungen hängen deutlich positiv zusammen mit konstruktivistischen Überzeugungen zum Lehren und Lernen, zeigen aber keine Zusammenhänge zu transmissiven Überzeugungen.

Literatur

Weißeno. G., Weschenfelder, E. & Oberle, M. (2013). Konstruktivistische und transmissive Überzeugungen von Referendar/-innen. In A. Besand (Hrsg.), Lehrer- und Schülerforschung in der politischen Bildung (S. 68 – 77). Schwalbach: Wochenschau. Online Volltext  URN: https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/63149

Bearbeiter/-innen: Georg Weißeno, Eva Weschenfelder & Monika Oberle