Kausalattribution, Selbsteinschätzung und Selbstwirksamkeitserwartung angehender Politiklehrkräfte

Im Rahmen des aktuellen Forschungsprogramms zur professionellen Kompetenz ist eine Teilstudie zu den Kausalattributionen und der Selbstwirksamkeitserwartungen bei 266 Referendar/-innen am Ende ihrer Ausbildungszeit entstanden. Zur erfolgreichen Ausübung der Lehrertätigkeit gehört u.a. die Fähigkeit, die gemachten Erfahrungen in adäquate Handlungen zu transformieren. Im Kontext der Politikdidaktik sind hierzu bisher keine Überlegungen vorgelegt worden. Ausführungen dazu, wie Lehrkräfte sich Erfolge oder Misserfolge im Unterricht mit Hilfe von Kausalattributionen erklären, gibt es in keinem der Beiträge zur Lehrerrolle oder Lehrerprofessionalität. Solche Ursachenzuschreibungen (Kausalattributionen) wirken sich auf die Motivation für die zukünftige Aufgabenerfüllung aus. Attributionstheorien beschäftigen sich mit der Frage, wie die Menschen nach den Ursachen von Erlebnissen suchen, wie sie zu einem besseren Verständnis der Umwelt und der eigenen Person kommen oder wie sie die Kontrolle über die Ereignisse erlangen können.

Bei Lehrpersonen ist wichtig, ob das Unterrichten Freude macht und als relevante Tätigkeit erachtet wird. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit den eigenen Unterrichtserfolgen zu beschäftigen, steigt, wenn der Lehrperson das Unterrichten persönlich wichtig ist. Die Studie untersucht, ob das Handeln der Lehrkräfte sowohl intrinsisch als auch extrinsisch motiviert sein kann.

Fragt man die Lehrpersonen nach einem Wissenstest danach, wie sie ihr Abschneiden auf einer Notenskala einschätzen, so ist tendenziell eher ein zu gutes Abschneiden zu erwarten. Allerdings wird die Selbsteinschätzung von einer Reihe von Faktoren beeinflusst. Diskrepanzen zwischen objektiver Leistung und subjektiver Selbsteinschätzung finden sich häufig.

Ergebnisse: Die Einschätzung richtig beantworteter Items wirkt sich statistisch signifikant auf die Art der Attribuierung aus. Angehende Politiklehrkräfte, die ihr Abschneiden im fachdidaktischen Wissenstest als gut einschätzen, scheinen tendenziell eher external zu attribuieren, während die Befragten, die die Anzahl richtig beantworteter Items niedrig einschätzen, eher internale Attributionsstrategien zu nutzen scheinen. Wer external attribuiert schreibt die Ursache für einen Misserfolg den Schüler/-innen und nicht den eigenen Fähigkeiten bzw. dem eigenen Handeln zu. Wer hingegen internal attribuiert und Zweifel an der eigenen Fähigkeit im Umgang mit den Schüler/-innen hat, schätzt sein fachdidaktisches Wissen hier weniger hoch ein. Die Effekte fallen allerdings eher klein aus.

Externale Attributionsstrategien scheinen nicht mit den Selbstwirksamkeitserwartungen der Befragten in Zusammenhang zu stehen. Allerdings zeigen sich negative Korrelationen der Dimension internale Attribuierung mit den allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartungen und der Selbstwirksamkeitserwartung II. Positive Zusammenhänge zeigen sich hingegen zwischen den beiden Selbstwirksamkeitsskalen und der Einschätzung richtig beantworteter Items im fachdidaktischen Wissenstest.

Bearbeiter/-innen: Georg Weißeno, Eva Weschenfelder & Monika Oberle

Literatur

Weißeno, G., Weschenfelder, E., & Oberle, M. (2014). Kausalattribution, Selbsteinschätzung und Selbstwirksamkeitserwartung angehender Politiklehrkräfte. In B. Ziegler (Hrsg.), Vorstellungen, Konzepte und Kompetenzen von Lehrpersonen der politischen Bildung (S. 110-123). Zürich/Chur: Rüegger. Online Volltext URN: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-70755-3