Motivation, Systemvertrauen und Leistungsfähigkeit im Politikunterricht

Im Rahmen des aktuellen Forschungsprogramms zum qualitätsvollen Politikunterricht ist diese Teilstudie bei 669 Schüler/-innen der der 9. Klassen Realschule entstanden. Das umfassende Kompetenzmodell für den Politikunterricht von Detjen, Massing, Richter & Weißeno, 2012, dient hier als Grundlage. Die Autor/-innen unterscheiden vier Dimensionen der Politikkompetenz: Fachwissen, politische Urteilsfähigkeit, politische Handlungsfähigkeit, Einstellungen/Motivation. Neben dem Fachwissen werden in der vorliegenden Studie Facetten der Kompetenzdimension Motivation untersucht. Dazu zählen Fachinteresse, fachspezifisches Selbstkonzept und subjektives Wissen als Selbstwirksamkeit sowie Systemvertrauen. Was Schüler/-innen über sich und ihre Fähigkeiten denken, hängt nicht nur von ihren individuellen Leistungen ab. Die subjektiven Ansichten einer Person über sich selbst sind wichtige motivationale Lernmerkmale. Die Leistungsfähigkeit wurde über ein Wissenstest auf der Basis der POWIS-Items erhoben. Die Daten wurden mit Modellen der Item Response Theory entsprechend der theoretisch angenommnen Struktur beschrieben.

Ergebnisse: Es bestehen positive signifikante Zusammenhänge zwischen fachspezifischem Selbstkonzept, politischem Interesse und subjektivem Interesse. Auffallend ist, dass die Zusammenhänge dieser 3 Skalen mit dem Systemvertrauen nicht hoch ausfallen und insgesamt als gering zu bezeichnen sind. Das Systemvertrauen wird nur ganz leicht positiv vom kulturellen Kapital, hier gemessen über die Anzahl der Bücher zuhause, beeinflusst. Das Systenvertrauen weist nur eine geringe positionale Stabilität aus. Die Bücherfrage hat leichte positive Effekte auf Interesse, Selbstkonzept, subjektives Wissen und das Fachwissen, aber einen leicht negativen auf den Nachrichtenkonsum. Schüler/-innen, deren Eltern in Deutschland geboren sind, verfügen über etwas höheres Fachwissen, konsumieren schwach signifikant etwas mehr Nachrichten und geben kaum interpretierbar mehr subjektives Wissen an. Das Selbstkonzept weist einen Effekt, das Interesse einen leichten und schwach signifikanten auf das Fachwissen auf. Das subjektive Wissen hängt leicht positiv mit Fachwissen zusammen. Die Jungen haben etwas mehr politisches Interesse und subjektives Wissen, konsumieren etwas mehr Nachrichten. Politisches Interesse hat einen großen positiven Effekt auf den Nachrichtenkonsum. Ein geringer Nachrichtenkonsum hat einen schwachen, kaum interpretierbaren Effekt auf das Wissen. Das Geschlecht zeigt einmal mehr keinen Effekt auf das Fachwissen.

Bearbeiter/-innen: Georg Weißeno, Eva Weschenfelder & Barbara Landwehr

Projektpublikationen

  • Weißeno, G., & Landwehr, B. (2019). Wird der Erwerb politischen Wissens vom Informationsverhalten und Vertrauen in politische Institutionen beeinflusst? In G. Weißeno (Hrsg.), Politik lernen. Studien und theoretische Ansätze (S. 111-134). Wiesbaden: Springer. DOI https://doi.org/10.1007/978-3-658-27896-0_8
  • Landwehr, B., & Weisseno, G. (2016). The significance of trust in the political system and motivation for pupils’ learning progress in politics lessons. Citizenship, Social and Economics Education, 15 (3), 212-226. DOI: doi: 10.1177/2047173417692342
  • Weißeno, G., Weschenfelder, E., & Landwehr, B. (2015). Motivation, Systemvertrauen und Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern im Politikunterricht. In G. Weißeno, & C. Schelle (Hrsg.), Empirische Forschung in gesellschaftswissenschaftlichen Fachdidaktiken (S. 53-66). Wiesbaden: Springer. DOI 10.1007/978-3-658-06191-3_4